30. Juli 2025
Tierschau, wie sie im Buche steht
Tierschau Stollhamm 2025
‘Tschuldigung, aber waren Sie schon mal im Sommer an der Nordseeküste? Nein? Vielleicht ist es Ihnen nur nicht aufgefallen, weil der Regen so schräg von rechts nadelstichartig ins Gesicht schlug. Bei eben jener grandiosen Wetterlage, auch bekannt als „Tierschau-Wetter“ fand die 103. Tierschau Stollhamm am 30. Juli 2025 ihren krönenden Abschluss. Doch das soll niemanden vom Feiern der großartigen Erfolge, die an diesem Tag erzielt wurden, abhalten.
Von vorn: Mit 99 Tieren im Wettbewerb ist es schon eine beachtliche „Bambule“, die der Tierschauverein hier auf die Beine gestellt hat, nicht zu vergessen der Jungzüchterwettbewerb sowie die weiteren Tierrassen, wie Pferde und Kaninchen und die vielen motivierten Aussteller. Die Schau wurde ausschließlich von den engagierten Landwirtinnen und Landwirten der Region beschickt.
Mit den Färsen ging es für das Richterduo Eike Spangenberg und Oliver Krüger direkt ans Eingemachte, starteten sie doch mit den Färsen-Betriebssammlungen, wo sich die Weser-Milch Lünschen KG aus Loxstedt den ersten Pokal des Tages sicherte. Merken Sie sich den Namen, er wird nun noch öfter fallen! Der Reservetitel ging an die Sammlung von Johannes Beerepoot aus Beckum und die Ehrenvolle Erwähnung an die von Deetzen GbR aus Norderschweiburg.
In den drei Färsenklassen kristallisierten sich sechs Finallistinnen für die Siegerauswahl jung heraus. Patrizio-Tochter Charny der Weser-Milch Lünschen KG, Papaya von Johannes Beerepoot, Scarlett von der von Deetzen GbR, Copyland-Tochter Genial und Hadi-Tochter Mabel von Weser-Milch Lünschen sowie Say Red PP-Tochter Kayla von Johannes Beerepoot. Jedes Tier brachte seine Vorzüge mit sich, doch nur eine konnte die Siegerin werden. Zum rhythmischen Klatschen aufgefordert, begleiteten die Zuschauer die Richterentscheidung gebannt, bis der begehrte Titel an Scarlett von der von Deetzen GbR ging. Nils und Carina von Deetzen strahlten verdient um die Wette, war es doch ihr erster Siegertitel. Scarlett überzeugte mit ihrem traumhaften Euter, ihrer Bewegung und ihrer tiefen Rippe vor der Reservesiegerin, Hadi-Tochter Mabel, die ihrerseits viel Euterbalance sowie -textur in ihrer zudem sehr kompletten Erscheinung herausstellte. Die Ehrenvolle Erwähnung ging an Patrizio-Tochter Charmy, die aufgrund ihrer Jugendlichkeit, der festen Euteraufhängung und insgesamt ihrer Ausbalanciertheit diese redlich verdient hatte und sicherlich noch öfter im Schauring auffallen wird.
Es folgten die Herdensammlungen der Mehrkalbskühe, bei der die Betriebe ebenfalls eine möglichst harmonische Gruppe an Kühen präsentieren konnten. In einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen fiel auch hier die Entscheidung zugunsten der hochqualitativen Gruppe aus dem Stall der Weser-Milch Lünschen KG. Die Reservesiegergruppe kam aus dem Stall von der Hubert und Ann-Kathrin Meyer GbR aus Iffens und die Ehrenvolle Erwähnung ging an die Sammlung der van Velzen-Hekert GbR aus Jaderaußendeich.
Laura Busse mit Bee Madison von Johannes Beerepoot, Stadland (1a Klasse 5)
Fotos: Fleur Maartje Photography
WMH Addisyn (V. Gigaliner), Bes. Weser-Milch Lünschen KG, Loxstedt
Eine „alte“ Bekannte im Ring: Gigaliner-Tochter Addisyn
In den sechs Klassen der mittleren Kühe mit zwei oder drei Abkalbungen ging es wirklich hoch her! Ein ums andere Mal sah man das Richterduo die Köpfe zusammenstecken in angeregter Diskussion, sollten sie sich doch in ihrer Entscheidung einig sein. Schließlich schafften es zwölf Kühe in die Siergauswahl. Giggi, Maddison und Avance-Red-Tochter Kolumna von Johannes Beerepoot, Neels von der Hilbers-Sagkob GbR aus Roddens, eine Lux Red PP-Tochter der Gäting/Infeld GbR aus Abbehausen, Gigaliner-Tochter Addisyn, Samba, Wolke, Topstone-Tochter Godja und Flicflac-Tochter Forever von Weser-Milch Lünschen, Alberta von der Milchhof Düddingen KG aus Düddingen sowie Pia von Hans-Georg Eiting aus Lehe.
Um hier Klarheit in die Auswahl zu bringen, wählte Richter Spangenberg zunächst fünf Tiere in seine engere Auswahl. Die Vorführer nahmen mit den Kühen diagonal Aufstellung im Ring und nach ein paar Finten des Richters ging der Titel an Gigaliner-Tochter Addisyn. Das kam nicht gänzlich unerwartet, ließ Spangenberg doch schon in der Klasse keinen Zweifel daran, dass Addisyn das mit Abstand beste Euter präsentierte, dazu das harmonische Becken und die fantastische Rippe. Auch ist Addisyn keine Neuheit im Schauring, gewann sie doch schon 2024 als Färse den Siegertitel der Nachzuchten auf der Schau der Besten in Verden und war somit eine bekannte Größe im Ring.
Doch Team Lünschen war an diesem Tag nicht angereist, um halbe Sachen zu machen: Neben dem Siegertitel für Addisyn ging auch der Reserve- und Ehrenvolle Erwähnungstitel an sie! Reservesiegerin wurde Topstone-Tochter Godja, dank Vorzügen im perfekt gelagerten Becken und ihrer flüssigen Bewegung. Und die Runde komplett machte dann Flicflac-Tochter Forever, die ebenfalls mit ihrem Euter, doch auch ihrem Milchtyp, auftrumpfte.
Alt UND Oho!
Die Wolken hingen immer tiefer, besorgte Blicke gingen Richtung Himmel. Würden wir es noch im Trockenen schaffen? Die Antwort war eindeutig: nein! Macht nichts, wir wollten ja schöne Kühe sehen und wir wurden nicht enttäuscht. Es liefen Jameson-Tochter Bonnie (4. La.) von Puvogel-Printz aus Isens, Regganda (4. La.) und Indiana (5. La.) von Weser-Milch Lünschen, Katrin (5. La) von der van Velzen-Hekert GbR, Ufo (6. La) von der Gäting/Infeld GbR und My Lady (9. La.) von der Meyer GbR in die Siegerauswahl. Eine besondere Auszeichnung für die Lebensleistung erhielt zuvor noch die Meyer GbR für ihre Kuh My Lady, die in der 9.Laktation 86.882 Mkg gegeben hat.
Dem Regen trotzend nahm die Gäting/Infeld GbR für ihre mit immer noch tollen Fundamenten ausgestattete Kuh Ufo den Siegertitel entgegen. Besonders zu erwähnen ist es sicherlich, dass dies obendrein die erste Tierschauteilnahme des Betriebes war!
Der Reservesiegertitel ging an Jameson-Tochter Bonnie von Puvogel-Printz. Diese bereits in der Klasse von Preisrichter Oliver Krüger für ihre Feinheit im Skelett und besonders im Röhrbein sowie der Festigkeit im Euter gelobte Kuh, platzierte sich vor der Ehrenvollen Erwähnung, die an diesem Tag an Indiana von Weser-Milch Lünschen ging. Indiana zeigte sich mit einer super Euterbodenhöhe und einem hervorragenden Becken.
Zwei letzte Pokale galt es noch zu vergeben, einmal für das beste Euter und einmal der begehrte Grand Champion Titel. Auch hier machte Gigaliner-Tochter Addisyn keine halben Sachen und räumte ab, was es abzuräumen gab.
So ging eine wunderbare und wie immer liebevoll gestaltete Tierschau vielleicht noch nicht zu Ende, doch die Kühe und ihre Beschicker, Vorführer und ja – natürlich die ganzen Teams, die drumherum ihr Bestes geben, packten langsam, aber sicher ein. Zuhause wartete schließlich auch noch Arbeit.
Unschlagbar: Gerjanne und Jannik
Keine drei Lenze zählend aber vor Stolz knapp über dem Boden schwebend, führte die kleine Freya Schwarting die erste Klasse des Jungzüchterwettbewerbs auf der Tierschau Stollhamm an. Mit nicht minder herzerweichender Wirkung auf die Zuschauer waren Lennox Witting, Hanno Emil Köhne und Wim Bunjes bei den Bambini unterwegs. Richterin Maren Schwarze machte hier in ihrer Richtentscheidung kurzen Prozess und erklärt die ganze Truppe für Sieger, hatten sie sich doch alle gleichsam angestrengt, ihre Kälber festzuhalten und ein paar Informationen über sie herauszubringen.
Nicht viel anderes war es in Klasse 2, wo Thure Eymers, Ida Wagenaar, Quin Paul Padeken und Elise Smit ihr Bestes gaben, Strudthoff zu beeindrucken. Auch hier entpuppten sich alle als echte „Siegertypen“.
Mit gekonnter Richtentscheidung und dem teils fachfremden Publikum stets erklärend, worauf es ankommt, führte die Richterin durch die folgenden 5 Altersklassen, bis zur Siegerauswahl jung, für die sich Hedi Bunjes, Alva Eymers, Pia von Deetzen, Bo Wagenaar, Lotta Brüning, Annerieke Boersma, Ben Hellmers, Hauke Luers, Gerjanne Boersma und Finn von Deetzen qualifiziert hatten. Gerjanne Boersma zeigte hier, dass sie schon fast ein Profi war: Ein ruhiges Vorführtempo, der Richterin stets Aufmerksamkeit schenken und sein Kalb bestens präsentieren, darauf kommt es nämlich an! Und genau mit diesen Fähigkeiten sicherte sie sich verdient den Siegertitel.
Auf dem Reservesiegerplatz stand Lotta Brüning, da sie, wie schon in der zuvor gewonnen Klasse gekonnt rückwärts vorführte und stets auf die Kopfhaltung ihres Kalbes achtete. Finn von Deetzen erhielt die Ehrenvolle Erwähnung. Mit einem bereits enormen Wissen über sein Kalb konnte er die Richterin beeindrucken.
Es folgten drei Klassen der älteren Jungzüchter über 10 Jahre. Hier qualifizierten sich für die Siegerauswahl Samantha Brouwer, Celia Ludewig, Marinke Boersma, Juna Ludewig, Jannik Krutzsch und Lena Ritz. Natürlich war hier das Niveau ein höheres und Maren Strudthoff wusste genau, was sie von den jungen Vorführerinnen und Vorführern sehen wollte. Sehr präzise setzte Jannik Krutzsch sämtliche Anweisungen der Richterin um und sicherte sich so den Siegertitel. Ebenfalls kaum ein Fehlerchen leistete sich Lena Ritz und wurde Reservesiegerin. Marinke Boersma rundete das Trio als Ehrenvolle Erwähnung dank gekonnten Umstellens ab.
Nun blieb noch die Wahl des besten Typtieres, die Antje Lünschen mit ihrer Gold Chip-Tochter Meredith für die Weser-Milch Lünschen KG entschied. Das Reserve-Typtier führte Samantha Brouwer mit Huntsville-Tochter Fux So Cute.
Stolz wie Bolle: Gerjanne Boersma wurde Siegerin jung beim Jungzüchterwettbewerb.
Prämierungsliste
Weitere Impressionen
Miss Stollhamm 2025: WMH Addisyn (V. Gigaliner)
Schietwetter
1a Klasse 7: Wolke von Weser-Milch Lüschen KG
Thore Lünschen, nachdem WMH Addisyn Miss Stollhamm wurde.